50. »Schenke anderen Umständen keine Beachtung« (Kommentar 1)

Lama Lhündrup kommentiert: Gemeint ist, nicht zum Spielball zu werden von den ständig sich wandelnden Bedingungen, Umständen, denen wir begegnen – daß wir unsere Praxis ausführen, egal in welcher Bedingung wir sind. Daß wir uns entschließen, komme was wolle: Bodhicitta hat vor allem anderen Vorrang. Jede Situation ist geeignet, um Bodhicitta zu praktizieren.
Ihr habt keine Zeit zu praktizieren? Dann ist Lodjong die richtige Praxis. Für Lodjong braucht man keine Zeit. Denn Lodjong ist in jeder Situation möglich. Wir leben ja ohnehin, auch wenn unser Leben voll ist mit Arbeit, dem Rennen nach Terminen, sich um andere kümmern, kochen, putzen, das Auto in die Reparatur bringen, die Steuererklärung machen – Lodjong ist jederzeit möglich.
Die Buddhas haben es tatsächlich geschafft, daß wir nicht mal mehr Zeit dafür brauchen, zu praktizieren. Die Praxis besteht darin, egal was kommt, krank oder gesund, glücklich oder unglücklich, an andere zu denken, Bodhicitta zu entwickeln. Atmen tun wir ja auch die ganze Zeit, können wir auch Tonglen atmen, oder? Ich kenne Menschen, die so beschäftigt sind, wie ich das beschrieben habe, und die Lodjong im Alltag praktizieren, und sich unglaublich verändern dank dieser Praxis – also echte Dharmapraktizierende sind, obwohl sie fast keine Zeit haben, sich aufs Kissen zu setzen. Ich kenne Menschen, die haben viel Zeit, auf dem Kissen zu verbringen, die sich kaum ändern. Ich kenne Menschen, die viel Zeit haben, auf dem Kissen zu praktizieren, und die sich auch sehr schnell ändern.

(gekürzt aus: Lama Lhündrup, Erklärungen zum Lodjong-Kommentar von Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye »Der Hauptweg zur Erleuchtung«, Einführung zu den Sieben Punkten des Mahayana-Geistestrainings, Freiburg, 26. Dezember 2005 bis 1. Januar 2006)

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