59. »Erwarte keinen Dank« (Kommentar 1)

Jamgön Kongtrul Rinpoche kommentiert: Wenn du den Dharma praktizierst, anderen hilfst oder heilsame Handlungen ausführst, hege keinerlei Hoffnung, daß andere darauf mit Dank oder Worten der Anerkennung antworten werden. Um es kurz zu sagen: Gib das Hoffen auf einen guten Ruf vollkommen auf.

Lama Lhündrup kommentiert: In der Serie aller Merksätze ist dies der letzte Satz, und er hat eine besondere Bedeutung.
Natürlich geht es auch um die täglichen Situationen, in denen wir ein Dankeschön erwarten für das Gute, das wir anderen tun. Auch das laßt uns völlig aufgeben, denn das macht unsere Dharmapraxis abhängig vom Dank der anderen.
Es gibt noch eine spezielle Variante dieses Hoffens auf Dank. In der Beziehung zum Lama versuchen wir manchmal, Anerkennung für unsere Praxis zu bekommen. Wie gut wir praktiziert haben. Die Lehrer sind alle total dankbar für unsere Praxis. Alle sind wir dankbar, wenn andere praktizieren. Aber das ist keine persönliche Dankbarkeit, die man sich stolz in die Tasche streichen könnte. Es ist einfach: Danke, daß es Menschen in der Welt gibt, die den Dharma leben. Das ist wunderbar, das ist genau das, was nötig ist.
Darüber hinaus eine persönliche Anerkennung für irgendetwas, das man für den Dharma getan hat oder im Dharma praktiziert hat, wird es selten geben. Jeder gibt sich voll und ganz, wir sind eine Familie, in der man sich nicht zurückhält, alle tun dasselbe, es ist nicht nötig, darüber noch zu sprechen.

(gekürzt aus: Lama Lhündrup, Erklärungen zum Lodjong-Kommentar von Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye »Der Hauptweg zur Erleuchtung«, Einführung zu den Sieben Punkten des Mahayana-Geistestrainings, Freiburg, 26. Dezember 2005 bis 1. Januar 2006, S. 114)

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