34. »Lade einer Kuh nicht die Last eines Ochsen auf«

Jamgön Kongtrul Rinpoche kommentiert: Unterlasse es, anderen eine dir unangenehme Verantwortung aufzubürden, die eigentlich deine eigene ist, oder ihnen auf unaufrichtige Weise schwierige Aufgaben zuzuschieben, um die du dich kümmern solltest, denn das ist so, als würdest du einer Kuh die Last eines Ochsen aufladen.

Lama Lhündrup kommentiert: Der Ochse – das sind wir. Der Ochse sind wir, weil wir in einer gegebenen Situation eine Verantwortung haben und ihr dank unserer Lebenserfahrung, vielleicht auch dank der Dharmapraxis, eigentlich gewachsen sind. Die Kuh ist jeder x-beliebige andere, dessen Verantwortung das eigentlich nicht ist und der dieser Aufgabe nicht so gut gewachsen ist wie wir selbst. Es geht hier wieder um eine andere Variante der Eigennützigkeit. Egoistisch wie wir sind, haben wir schwierige Aufgaben nicht gern und möchten sie gerne auf andere abschieben. Gleichzeitig geht es aber auch um die Kunst der Delegation. Wann kann ich eine Aufgabe abgeben und wann nicht? Der Maßstab ist: der, dem ich die Aufgabe abgebe, sollte der Aufgabe gewachsen sein, sollte in der Lage sein, mit ihr umzugehen. Aufgaben, die mich persönlich betreffen, delegiere ich schon erst mal nicht. Aufgaben, denen nur ich jetzt gewachsen bin, delegiere ich auch nicht. Zusammengefasst: Die schwierigsten und unangenehmsten Aufgaben sollten wir annehmen und die leichteren Dinge delegieren.

Chögyam Trungpa Rinpoche kommentiert: [Die Last eines Ochsen einer Kuh aufladen] ist eine schlechte Idee, da wir eigentlich das Chaos verringern und weniger Stau in der samsarischen Welt produzieren sollten. Wir sollten unsere Verwaltungsprobleme reduzieren und versuchen, mit allem selbst fertig zu werden. Wir können andere bitten, uns zu helfen, aber wir dürfen ihnen nicht unsere Verantwortung anhängen.

(gekürzt aus:
Lama Lhündrup, Erklärungen zum Lodjong-Kommentar von Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye »Der Hauptweg zur Erleuchtung«, Einführung zu den Sieben Punkten des Mahayana-Geistestrainings, Freiburg, 26. Dezember 2005 bis 1. Januar 2006, S. 87
und
Chögyam Trungpa Rinpoche, Erziehung des Herzens, Buddhistisches Geistestraining als Weg zu Liebe und Mitgefühl, Arbor Verlag 2007, S. 180)

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