31. »Erfreue dich nicht an verletzenden Bemerkungen«

Jamgön Kongtrul Rinpoche kommentiert: Allgemein solltest du dich nicht am Bloßlegen der Fehler anderer erfreuen, aber insbesondere solltest du nicht auf verletzende Bemerkungen anderer reagieren, indem du ihnen ebenfalls mit Worten Leid zufügst. Auch wenn dir Unrecht widerfährt, solltest du dies nicht mit entsprechenden Worten zurückgeben, sondern dich bemühen, die Qualitäten des anderen zu preisen.

Lama Lhündrup kommentiert: Das bezieht sich auf Situationen, in der wir entweder eine Neigung in uns spüren, eine verletzende Bemerkung zu machen, oder in der wir die Bemerkung von jemand anderem hören, der zu einer dritten Person etwas Verletzendes sagt, aber wir halten uns zurück und lachen nicht mit. Wir haben keine Freude daran, daß solch jemand anders eine verletzende Bemerkung zu hören bekommt.
Der Kommentar geht noch einen Schritt weiter und sagt: Selbst wenn dir das passiert, daß dich jemand lächerlich macht, sarkastisch redet, dich bloßstellt, dich beleidigt – zahle es nicht in gleicher Münze heim. Nicht nur das, sondern: bleibe wohlwollend, reagiere nicht, identifiziere dich nicht mit dem, was du da gehört hast, und verschließe dein Herz nicht. Was uns dabei helfen kann ist, [zu erkennen, daß] die Person, die diese verletzenden Bemerkungen macht – das können ja auch wir selbst sein – in sich unsicher ist. Diese verletzenden Bemerkungen werden aus einem Mangel an Selbstvertrauen gemacht, aus dem Bedürfnis, sich besser zu fühlen, und im Grunde genommen sollte derjenige, die diese Bemerkungen macht, unser Mitgefühl bekommen. Gerade zu demjenigen, der sich so aufplustert und stark macht, sollten wir hinschauen und sehen, wie viel dieser Mensch unser Mitgefühl verdient.

Chögyam Trungpa Rinpoche kommentiert: Dieser Slogan dreht sich darum, daß Sie Ihr gutes Erinnerungsvermögen für Streit und Zwiespalt ganz und gar aufgeben.

(gekürzt aus: Lama Lhündrup, Erklärungen zum Lodjong-Kommentar von Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye »Der Hauptweg zur Erleuchtung«, S. 85f
und
Chögyam Trungpa Rinpoche, Erziehung des Herzens, Buddhistisches Geistestraining als Weg zu Liebe und Mitgefühl, Arbor Verlag 2007, S. 177)

Dieser Beitrag wurde unter Geistestraining veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar